Interview mit Soeren Wendler, Vice President Business Sales & Prokurist bei der 1&1 Versatel Deutschland GmbH

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Der Markt der Telekommunikation ist extrem schnelllebig. Im Zeitalter von Digitalisierung, Glasfaser, Kommunikation & Co. haben wir, in unserer Interviewreihe „….mal unter uns gesprochen!“, einem ganz besonders spannenden Gesprächspartner seine Sicht auf die Dinge entlocken können. Mit Soeren Wendler steht ein absoluter Profi aus dem Markt der Telekommunikation Rede und Antwort. Der bekennende Motorboot-Fan ist als Vice-President Business Sales einer der führenden Köpfe bei der 1&1 Versatel, einem der Top 3 Telekommunikationsunternehmen Deutschlands.

Als Vice President Business Sales verantwortest Du das Vertriebsgeschäft eines der führenden Telekommunikationsunternehmen Deutschlands. Wenn Du Deinen Job mit dem von vor zehn Jahren vergleichst, was hat sich hier verändert?

Hier gibt es zwei relevante Treiber. Zum einen hat unser Unternehmen 1&1 Versatel eine herausragende Entwicklung zu verzeichnen. So sind wir vom multilokalen City-Carrier-Verbund zu einem relevanten TOP3 Unternehmen unserer Branche in Deutschland aufgestiegen. Zum anderen hat das Thema Digitalisierung in seiner Relevanz für Bürger und Unternehmen exponentiell und flächendeckend zugelegt. Neben der anhaltenden, persönlichen Begeisterung für dieses so schöne Themengebiet, gewinnt die Bedeutung des eigenen Handelns zwangsläufig hinzu. Entscheidungen haben einen deutlich höheren Stellenwert, sind auf die enorm gestiegenen Erwartungen der Kunden ausgerichtet und diese Verantwortung prägt auch den beruflichen Alltag.

Die Digitalisierung hat vollumfänglich Einzug in unser Leben gehalten. Worin siehst Du die ganz besonderen Herausforderungen und Chancen dieser Entwicklung?

Persönlich glaube ich, dass wir erst am Anfang der Digitalisierung stehen. Einige wunderbare Beispiele haben Marktrelevanz erreicht und so können wir uns tatsächlich das vollständige Durchdringen im Alltag vorstellen. Die vertikale, aber eben auch horizontale Vernetzung der Dinge wird Ihre Kraft aber erst über einen viele Jahre andauernden Prozess etablieren. Wir erleben ein Kräftemessen der Businessmodelle und die Frage, ob diese digital angereichert bestehen bleiben, sogar besser werden oder eben ersetzt werden durch etwas Neues.  Das gab es schon immer und davor darf man keine Angst haben. Am Ende führt Digitalisierung, Automatisierung, Robotik zur weiteren Entlastung, mehr Komfort und zu mehr Wohlstand. Zweifelsohne braucht es gerade in Bezug auf Geschwindigkeit der Veränderung und bei zu starken Monopolstrukturen jedoch maßvolle, wirksame Regulierung.

Gibt es auch etwas, was Dir Sorgen bereitet, gerade unter dem Aspekt der immer größer werdenden Transparenz von uns Menschen und dem, was wir tagtäglich tun?

Es liegt in der Natur der Sache, dass Neues neben den sich bietenden tollen Möglichkeiten auch zweifelsohne Schattenseiten hat oder falsche Handhabung Einzug hält. Seit vielen Jahren sickert die Informationstechnologie immer mehr in die Gesellschaft und führt bereits zu einer Änderung des Wertekompass im Alltag bei den unterschiedlichen Generationen. Der bewusste Dialog dazu ist bereits in vollem Gange und zeigt mit dem DSGVO sowie vieler weiterer heißer Diskussionen eine gesunde Entwicklung bei der Meinungsbildung in unserer Gesellschaft. Persönlich empfinde ich den Always On Anspruch an Systeme und Menschen sehr herausfordernd, da man diesem nur mit einem viel bewussterem Umgang zu einer gesunden work-live-Balance begegnen kann. Hier wäre ein klein wenig Entschleunigung ratsam.

Smartphone, Instagram, Facebook und Co. Alles Medien, die uns und unsere Kinder tagtäglich begleiten und nicht mehr aus dem Leben wegzudenken sind. Du bist selbst Vater, schaust Du kritisch auf das „Online-Verhalten“ Deiner Kinder?

Meine 2 Söhne sind beide 9 Jahre und kennen diese Welt nicht anders. Ich bin beeindruckt mit welcher Leichtigkeit und Intuition die bei uns ebenso übliche Technologie bereits beherrscht wird. So richtig stolz bin ich aber, dass wir es (bis jetzt) geschafft haben, Begeisterung für die ‚Offline-Welt‘ zu entfachen. (Papier-) Bücher lesen ist für beide ein wahres Vergnügen, mit richtigen Freunden spielen, ein Instrument zu trainieren, Natur, Basteln, Sport, ...  usw. alles das scheint richtig Spaß zu machen und stellt aktuell eher den Schwerpunkt dar - dafür schaffen wir dann einfach nur immer wieder die passenden Gelegenheiten. Mein Tipp für junge Eltern lautet - kleine Dosierung von iPad/Online/Gaming/SocialMedia von klein auf zulassen und immer den bewussten Umgang ritualisieren. Bitte keine Verbote - unsere Kinder wachsen in eine neue Welt und brauchen diese Kompetenzen.

Worin siehst Du die größten Herausforderungen der kommenden Generation, wenn es darum geht, sich beruflich zu orientieren als auch zu finden?

Generell steuern wir auf mindestens ein arbeitnehmerfreundliches Jahrzehnt zu. Fachliche Kompetenz trifft sodann auf einen eher hungrigen Arbeitsmarkt. Die Herausforderung liegt also eher darin, dass es klare Vorstellungen zum eigenen beruflichen Werdegang braucht. Lebensläufe, in welchem man von der Lehre bis zur Rente in mehr oder weniger einem Unternehmen arbeitet, wird es so nicht mehr geben. Stattdessen gibt es eine stetig größer werdende Menge an Informationen und Vernetzung und die Auswahl an verteilter Arbeit wird letztendlich gewaltig sein - Klarheit, Flexibilität, Begeisterung, Selbstbewusstsein, Selbstdisziplin sowie im Idealfall eine starke fachliche Spezialisierung sind ideale Fähigkeiten für ein erfülltes Berufsleben.

Der Fach- und Führungskräftemangel und der demografische Wandel – zwei Themen mit einem enormen Wirkungspotential, wenn es darum geht, gute Mitarbeiter zu finden. Glaubst Du, dass sich die Rolle des Arbeitgebers im Kontext zur Rekrutierung von neuem Personal verändert hat?

Sicher ist - die Rolle muss sich verändern und der Wandel hat bereits begonnen. Das Management und Unternehmens- HR wird seiner Funktion deutlicher denn je auf Human Capital fokussiert sein müssen, um Mitarbeiter kontinuierlich aufzuschlauen und zu entwickeln, Perspektiven aufzuzeigen und intrinsische Motivation in einem agilen und modernen Arbeitsumfeld aufzuzeigen. Recruiting neuer Mitarbeiter wird tatsächlich zusehends zu einem Werben um Talente, so dass sich die Hebel der letzten Jahre bereits verschieben. Es ist sodann schlau die beiden Säulen eigener Ausbildung und kontinuierlicher Personalentwicklung unverzüglich zu stärken. Unternehmen, die u.a. durch Digitalisierung vom Wandel des Businessmodells betroffen sind, haben hier sicherlich eine besondere Herausforderung, um Financials und Invest in Human Capital zeitgleich zu synchronisieren.

Wie wichtig ist die Stärkung der Arbeitgebermarke im „War for talents“ und was glaubst Du, wollen junge Menschen heute bei ihrem Arbeitgeber wiederfinden?

Wie schon vorhin beschrieben ist vieles in Bewegung und stete Veränderung scheint zur Normalität zu werden. Auch Talente wollen vordergründig diese Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, die Welt erobern und entsprechende Freiheitsgrade. Andererseits gibt es für das Gleichgewicht der Extreme auch Sehnsucht nach Stabilität, Zugehörigkeit, man will eine Familie gründen und damit entsprechende Sicherheit. Eine positiv aufgeladene Marke eines Arbeitgebers kann sodann neben der Bekanntheit genau auf dieses Vertrauenskonto Guthaben einzahlen und eine starke Differenzierung um dessen Gunst ermöglichen.

Du selbst stehst in einer sehr hohen Verantwortung in deinem Job und Dein Terminkalender ist tagtäglich straff getaktet. Gab es in deiner Karriere schon einmal den Moment, wo Du alles hinschmeißen wolltest, um als Aussteiger die große, weite Welt zu erobern?

Es stimmt, dass ich eine hohe Fremdbestimmung inkl. hoher Taktung in meiner Position akzeptieren muss, um dadurch die Fülle an verschiedenen Themen zu bedienen und zu gestalten. Es ist daher schon eine Typfrage, ob man das mag und daran sogar Freude empfinden und Bestätigung generieren kann. Insofern gab es ein ‚Hinschmeißen‘ tatsächlich nie - zumal ich mich eher als Motor und Vorbild für wirklich viele fantastische Mitarbeiter empfinde. Zum Glück könnte ich tatsächlich aber auch aussteigen, wenn ich das wollte - bisher waren aber alle Überlegungen dahingehend aufgrund bevorstehender Langeweile fruchtlos:) So lange ich also meine Werte und Vorstellungen diesem Markt einbringen kann, bleibe ich gern und habe viel Freude daran.

„Füsse hoch“, „Raus an die Luft“ oder „Sportklamotten an“ – was sind deine Maßnahmen, um den Kopf wieder freizubekommen?

Das reicht von der guten Flasche Wein bis zum Rennrad am Sonntag. In den letzten Jahren habe ich mir tatsächlich ein 6-Pack wirklich schöner, erfüllender Hobbies erarbeitet, die ich allein oder auch mit Freunden und Familie mehr oder weniger regelmäßig in die Tat umsetze. Also auch immer schön aufpassen, wenn auf dem Wannsee ein fetter Verdränger auf Dich zusteuert.  Auch wichtig ist mir mein Fernreise- Gen, welches mich die Welt erkunden läßt – mit all Ihrer Verschiedenheit.

 

Wenn Du die Möglichkeit hättest, für einen Tag den Job zu wechseln – welcher Einblick würde Dich am meisten locken?

Da fällt mir viel ein - Spitzenpolitiker bis Fußballstar- der komplette Themen-, Perspektiven- und daraus folgend Schwerpunktwechsel wäre hier sicher hochinteressant. Generell ist es ja meine Aufgabe auf C-Level Unternehmen für die Digitalisierung fit zu machen. Ich könnte mir also auch vorstellen der Digitalisierungs-Officer (CIO, CDO) in einem etablierten und vom Wandel infizierten Unternehmen zu sein, um alle meine Beratungsschwerpunkte auch live und selbst einmal umzusetzen. Das wäre ebenso spannend.

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