Interview mit Peter „Piet“ Krebs
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Im Tagesgeschäft unserer Personalberatung bekommen wir es täglich mit vielen interessanten Menschen zu tun. Daher werden wir ab heute einige von Ihnen in unserer neuen Rubrik „Mal unter uns gesprochen…“ etwas intensiver vorstellen und ihnen spannende Einblicke in ihren beruflichen Alltag und ihre Work-Life-Balance entlocken. Zum Start haben sich Sascha Schlichte und Kai Bösel von Drei Grad gleich mal ein Idol ihrer Kindheit vor das Mikrofon geholt. Denn während die beiden als Teenager Ende der 80er noch von der eigenen Handball-Karriere träumten, feierte Peter „Piet“ Krebs als Bundesliga-Profi bei TUSEM Essen bereits etliche Erfolge auf dem Hallenparkett. Wie er Sport als Beruf bewertet, warum er keine Sorge vor der Rente hat, was er Jugendlichen empfiehlt und noch viel mehr hat er uns im Gespräch verraten.
Du warst erfolgreicher Bundesliga-Handballer, Geschäftsführer beim HSV Handball und heute, wie auch schon damals, ein umtriebiger Sportjournalist. Was davon ist der spannendste Job?
Ich möchte keinen dieser Jobs missen. Jede Erfahrung, jede Herausforderung war die investierte Lebenszeit wert und hat mich immer ein kleines Stück weitergebracht. Der spannendste Aspekt sind immer die Menschen, mit denen man arbeitet und Zeit verbringt. Wie ticken sie, was können und wollen sie, für welche Werte und Ziele stehen sie ? Schon als Aktiver und Mannschaftskapitän hat mich vor allem die Themen Teambuilding und Motivation interessiert.
Haben sich die Ausgangsvoraussetzungen eines Berufssportlers von heute zu damals verändert?
Es kommt auf die Sportart an. Erfolgreiche Fußballer und Golfer müssen sich vorrangig überlegen, was stelle ich bei finanzieller Sättigung mit dem Rest meines Lebens sinnvoll an. Viele Ex-Kicker suchen immer noch eine Antwort. In meiner Kernsportart Handball ist es aus meiner Sicht eher schwieriger geworden. Im alten Jahrtausend wussten wir, dass es ein berufliches Erwerbsleben nach Karriereende geben muss. Heute verdienen die Jungs mehr, trainieren mehr und vergessen unter Umständen dabei das lange Leben nach dem Abpfiff. Und das mediale Rampenlicht bei diesen Randsportarten reicht gerade mal für die wenigen „Kretsches“ aus.
Dein Sohn ist ebenfalls erfolgreicher Sportler. Wie hast Du ihn auf seinem Weg gefördert und würdest Du ihm raten, seine berufliche Laufbahn in Richtung des Sports auszurichten oder ist der berühmte „Plan B“ wichtig?
Unser „kleiner“ Max (2,05m – Schuhgröße 52) hat gerade in München ein Einser-Abitur gebastelt und in den Monaten zuvor deshalb viele Trainingseinheiten abgesagt. Seine klare Zielsetzung: „Papa, ich möchte Menschen helfen. Als Arzt oder als Therapeut, egal !“
Mit 15 stand er in der Jugend-Nationalmannschaft und hätte gerne Dirk Nowitzki in Dallas abgelöst. Das hätte den Eltern auch gut gefallen. Mit der ersten schweren Verletzung kam für ihn die bittere Erkenntnis, dass Träume ganz schnell platzen können. Also musste schnell ein neuer Traum her. Dann wird er halt Team-Arzt der Mavericks und bleibt so dem Sport verbunden.
Du bist beruflich viel unterwegs. War das für Dich als Vater jemals problematisch?
Es gab immer Momente und Phasen, in den man ein sauschlechtes Gewissen hat. Die ersten Kinderjahre ist meine Frau zu Hause geblieben. Und später haben wir uns den Job aufgeteilt. Die Zielsetzung war immer eindeutig: einer von beiden muss nach der Schule daheim sein. Als Türöffner, als Ansprechpartner, als Koch, als Tröster, als Papa oder Mama.
Die Work-Life-Balance spielt eine immer größere Rolle bei der Job-Auswahl. Wie sieht es damit bei Dir aus?
Bis zum heutigen Tag arbeite ich einfach gerne. Wenn der Job, das Team und die Kohle stimmen, kann ich schlecht Nein sagen. Meine Frau ist ähnlich gestrickt. Wer seinen Job liebt, schaut seltener auf die Uhr. Aber wir freuen uns auch auf den gemeinsamen Abend und das finale Glas Rotwein: „Schatz, wie ist es bei Dir gelaufen ?“ Das klappt seit 20 Jahren ganz gut. Und da wir beide als Freelancer im TV-Bereich arbeiten, gibt es auch viele azyklische Freiräume. Die gilt es aktiv und bewusst zu nutzen – möglichst ohne social media - und dann stimmt auch die Balance.
Angst vorm Ruhestand?
Viele ältere Freunde warnen: Das wird der härteste Einschnitt in Deinem Leben. Das mag stimmen, aber meine Frau und ich sind gewappnet. Wir werden in Travemünde auf die Ostsee schauen, Stöckchen werfen, den letzten Rest des Fischbrötchens mit Chablis runterspülen und hoffentlich halbwegs gesund bleiben. Und wenn uns der bedeckte Himmel auf den Kopf fällt, werden wir uns vielleicht bei sozialen Projekten einbringen. Oder weitere Bücher schreiben.
Welchen Tipp würdest Du jungen Menschen mit auf ihren beruflichen Weg geben ?
Ich unterrichte immer wieder mal an privaten Medienakademien. Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen in den Medien sage ich gerade bei den Erstsemestern: „Wer reich und berühmt werden will, der verlasse besser jetzt sofort diesen Raum. Wer aber mit Herzblut Journalist werden möchte, der soll diesen Traum unbedingt weiter verfolgen. Auch wenn die Goldenen Jahre im Journalismus längst vorbei sind.“ Und dieser Rat gilt letztendlich für alle Berufsbilder. Höre auch auf Deinen Bauch - und nicht nur auf den Verstand.
Und weil es gerade aktuell ist: wer wird Fußball-Weltmeister 2018?
Die ersten Ergebnisse sind bekannt, also könnte ich den Schlaumeier spielen. Ich bin immer für die Außenseiter. Am 15. Juli will ich nach Schlußpfiff Freudentränen und spontane Purzelbäume sehen. Und keine gelangweilten Millionäre, deren Berater routiniert einen weiteren Titel in den Briefkopf nehmen. Das hatten wir in der heimischen Bundesliga jetzt oft genug.
Lieber Piet, vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute.
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