Interview mit Dr. Christian Schnülle (Inhaber HTU Management & Sales Consulting und Kooperationspartner von Drei Grad)

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Er ist Kooperationspartner von Drei Grad und Inhaber von HTU Management & Sales Consulting. Mit uns spricht Dr. Christian Schnülle über die Herausforderungen unserer Zeit, Werte und Führung.

1. Starten wir mit etwas Aktuellem: Erst die Pandemie, nun der russische Krieg gegen die Ukraine. Für uns alle eine nicht enden wollende Herausforderung, für viele von uns vor allem ganz neue Erfahrungen, die gemacht werden. Wie hast Du die letzten zwei Jahre erlebt und was nimmst Du aus dieser Zeit für Dich mit?

Ich verspüre viel Unruhe und Unsicherheit im geschäftlichen Umfeld und zum Teil planloses Handeln der politischen Ebenen. Ebenso verfallen die Werte des geschäftlichen Miteinanders in Form von Tiefe und Verbindlichkeit. Für mich heißt das weiterhin verantwortungsbewusstes Handeln, selber aktiv werden und nicht warten, dass etwas passiert. Schnelle Lösungen finden und dabei ein verlässlicher Partner für den Kunden und das Umfeld zu sein, sind mir dabei besonders wichtig.

2. So schwer z.B. die Pandemie für uns alle auch gewesen sein mag bzw. aktuell noch ist, sie hat das allgemeine Verständnis für dezentrales Arbeiten in ein völlig anderes Licht gerückt und kann durchaus auch als Treiber für die voranschreitende Digitalisierung genannt werden. Teilst Du diese Meinung? Wie digital bist Du aufgestellt und siehst Du den geschäftlichen Erfolg eng mit der Digitalisierung verknüpft oder vertrittst Du hier eine andere Meinung?

Ich sehe das persönlich sehr differenziert. Das Digitale unterstützt und hilft sicherlich in gewissen administrativen Prozessen, aber das wirkliche Geschäft in unseren Bereichen wird zwischen den Menschen gemacht. Das hybride Arbeiten erleichtert Abläufe und Arbeitsweisen, aber der persönliche Kontakt und auch das Berücksichtigen von Emotionen auf der Beziehungsebene sind das A und O.

3. Man hat das Gefühl, dass viele Unternehmen die Themen Big Data, E-Mobilität, Green Tec, New Work & Co. völlig in ihren Fokus gestellt haben. Wie siehst Du persönlich die Entwicklung unserer Gesellschaft sowie die Entwicklung der Arbeit an sich? Was gefällt Dir an den Dingen der Neuzeit und wo würdest Du gerne etwas auf die Innovationsbremse treten, wenn Du könntest?

Nach meiner Einschätzung macht es die Mischung zwischen der stark veränderten digitalen Welt und den Anforderungen und der Vertiefung im persönlichen Dialog. Auf den ersten Blick sehen die neuen Arbeitsmodelle sehr einfach und zielführend aus, sie sind es aber in der Wirkung nicht. Viele Führungskräfte sind mit den neuen Anforderungen überfordert und haben Schwierigkeiten ihre Teams zu binden und auch die Produktivität sicherzustellen. Ich würde hier eindeutig in die einzelnen Führungskompetenzen der Mitarbeiter investieren, um die einzelne Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

4. Wenn Du Dir Deinen Job einmal direkt vor Augen hältst – glaubst Du, dass es diesen in der aktuellen Form auch noch in zehn Jahren so geben wird? Was vermutest Du, wird sich in der Beratungsbranche im kommenden Jahrzehnt alles verändern?

Das Bild und die Aufgabenbereiche werden sich sicherlich ändern. Dennoch ist das Fundament der effektiven Führung immer in der Basis auf den konservativen Werten zu sehen. Das heißt: individuell zu arbeiten, Menschen, die einem wichtig sind, mit einzubinden, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und nach den Prinzipien von: Führen, Leisten, Leben zu arbeiten.

5. Die vergangenen Generationen sind im Elternhaus, als auch im Job, oftmals sehr werteorientiert erzogen worden. Welche Werte haben Dein Leben am meisten geprägt? Für welche stehst Du heutzutage ganz besonders ein und warum?

Gerade in der heutigen Zeit sind für mich folgende Werte elementar wichtig: Verlässlichkeit, Fairness, Respekt und Toleranz sowie Mut und Flexibilität. Die Glaubwürdigkeit der eigenen Person darf niemals in Frage gestellt werden.


6. Du bist Vater von zwei Söhnen, die sich auf den Weg gemacht haben, die Welt für sich zu entdecken und mit 19 & 24 Jahren ja bereits aus dem Gröbsten heraus sind. Wie betrachtest Du den Generationensprung in Eurer Familie? Gibt es Themen, bei denen Du das Gefühl hast, bereits zum „alten Eisen“ zu gehören und habt Ihr das gleiche Verständnis von Bildung und Arbeit?

Ja, die gibt es. Speziell die Themen „Social Media“ und die Überflutung mit der digitalen Themenwelt sind eine große Herausforderung, nicht richtig zu priorisieren. Ich vermittle meinen Kindern weiterhin die Wichtigkeit von Ritualen, festen Werten, auch Tradition, aber auch die Lust auf das Neue, um möglichst viel auszuprobieren und an sich selbst zu arbeiten, verstärkt durch sportliche Aktivitäten, um Leistung zu zeigen, die Freude macht.

7. Wenn Deine Söhne Dich fragen, was sie beruflich machen sollen – was ist es, was Du ihnen raten würdest?

Generell empfehle ich Interesse an Menschen zu zeigen und immer eine offene und gute Kommunikation zu leben. Viel auszuprobieren, was den eigenen Neigungen entspricht und Ziele zu formulieren, die erreichbar sind. Wichtig ist, dabei die Leidenschaft zu entwickeln und wirklichen Spaß an den Aufgaben zu haben, mit denen man viel Zeit verbringt, um zufrieden zu sein.


8. Als Inhaber der HTU Management & Sales Consulting stehst Du in einer großen Verantwortung, wenn es um die Qualifikation und Weiterentwicklung von Menschen eines Unternehmens geht. Welche Bedeutung hat für Dich, in diesem Zusammenhang, das Thema Führung und was glaubst Du ist notwendig, um eine gute Führungskraft zu sein?

Führung ist immer die Balance zwischen innovativem Tun und dem Berücksichtigen der Kernwerte und ein sehr elementarer Prozess. Als Grundlage gelten eine gute Wertestruktur und die charakterliche Stabilität in der Zusammenarbeit mit Menschen und den Teams. Ein guter Kapitän steht immer auf der Brücke und nimmt das Team mit. Ohne integrative Führungskompetenz auf der Leitungsebene klappt es nicht.

9. Meinst Du, dass Führung / Leadership sich in den nächsten Generationen verändern wird und falls ja, wie?

Ja, ich glaube die Veränderung läuft schon, bedingt durch die digitalen Elemente, die multifunktionale Vernetzung, verbunden mit einer gewissen Oberflächlichkeit und Informationsüberflutung. Auch hier macht es die Mischung, die neue Welt funktioniert nur, wenn man sich an bestehenden Werten orientiert und die Führungskraft ist immer der Dirigent, der vor und mit der Mannschaft agiert. Ein guter Leader ist ebenfalls immer ein guter Menschenkenner und hat eine hohe soziale Kompetenz mit Empathie und Demut.

10. Zu guter Letzt ein Blick auf das Thema „Work-Life-Balance“. Was tust Du, um den Kopf wieder freizubekommen und glaubst Du, dass Du dich in Balance befindest?

Ich nehme mir gerne kleine Auszeiten, Genuss mit Freunden, auf Reisen und in der Kombination mit sportlichen Aktivitäten. Wichtig ist hierbei der Perspektivwechsel und Abstand zu der operativen Hektik, so dass Geist und Körper idealerweise im Gleichgewicht stehen. Aus der Distanz heraus erlangt man neue Erkenntnisse und findet auch Ruhe und Besonnenheit, herausfordernde Situationen professionell zu lösen.

Lieber Christian,

vielen Dank, dass Du uns die Möglichkeit gegeben hast, mit Dir zu sprechen. Wir wünschen Dir für die Zukunft maximale Erfolge, viel Gesundheit und eine große Portion Zufriedenheit.

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